Der Gutsbesitzer Kljausow ist verschwunden, das Fenster seines Schlafzimmers ist eingeschlagen, am Deckenbalken klebt Blut. Doch Untersuchungsrichter Tschassow tut so, als hätte er die bevorstehende Pensionierung bereits hinter sich, auch ein offenkundiger Mordanschlag kann ihn nicht aus der Ruhe bringen. Er trinkt lieber Tee, teils mit Marmelade, teils mit Wodka verrührt. - Sein künftiger Nachfolger allerdings, frisch von einer deutschen Universität und voll Elan, den dumpf vor sich hin vegetierenden Hinterwäldlern in der Provinz wenigstens ein bißchen kriminalistisches Know how beizubringen, gedenkt dem Fall mit beispielhafter Konsequenz auf den Grund zu gehen. Er verhört das Personal, er fördert Indizien zu Tage, Motivationen und Verdächtige, er analysiert ihren Charakter und sieht ihnen dank der probaten Kombination von Schädeltheorie und Iris-Diagnostik bis auf den Grund ihrer verkommenen Seele. Der Herr Untersuchungsrichter dagegen scheint sich nur an diese seltsame Flasche "Krimgeflüster" halten zu wollen, und an die Zeitung, in die sie gewickelt war. Männer nämlich, so meint er, Männer könnten dieses süße Zeug gar nicht trinken. Frauen dagegen schon ...
Jochen Hauser, geboren 1941 in Chemnitz. Absolvent der Filmhochschule Babelsberg. Von 1968 - 82 Hörspieldramaturg beim Rundfunk der DDR. Seit Anfang 1983 freischaffend. Schrieb neben Prosa und Fersehszenarien seit Mitte der sechziger Jahre vor allem Hörspiele und Features. Erhielt 1985 für "Im Schrank, unterm Bett oder wo?", das 1983 entstand, den Hörspielpreis der Hörer. Weitere Hörspiele: "Ein teures Erbe" (1975), "Gregorianer" (1978) - "Leutnant von Katte" (1982) u.v.a. Mitautor der Hörspiel-Familienserie "Sonntagsgäste", die vom SFB produziert und ausgestrahlt wurde.
Ursendung: 30.04.1994
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