Die Geschichte ist wahr. Und sie ist beängstigend und faszinierend zugleich. Ein kleiner Moskauer Strassenjunge findet Unterschlupf bei einem Hunderudel. Zusammen mit den Tieren überlebt er zwei strenge Winter. Und wird dabei selber immer mehr zu einem Hund. In der Titelrolle des Ivan: Joel Basman.
Boris Jelzin war der erste Präsident des postsowjetischen Russland. Seine Amtszeit war geprägt von heftigen politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Turbulenzen. Korruption und Kriminalität griffen um sich. Die Wirtschaft kollabierte und der Rubel brach praktisch zusammen. Einige wenige profitierten von der Situation – die heutigen Oligarchen. Für Millionen von Russen war sie jedoch gleichbedeutend mit Armut, Hunger, Obdachlosigkeit. Davon betroffen waren (und sind zum Teil bis heute) auch sehr viele Kinder. Vor allem in Grossstädten wie Moskau. Ivan Mishukov ist eines dieser Kinder. Mit vier Jahren verlässt er seine trinkende Mutter und den prügelnden Stiefvater. Auf der Strasse trifft er andere Kinder, die Klebstoff schnüffeln und in Kellerlöchern hausen. Es mutet wie ein Wunder an, dass Ivan schliesslich von einem Rudel von Strassenhunden adoptiert wird. Ihnen kann er vertrauen, und sie vertrauen ihm. Schritt für Schritt überschreitet der kleine Junge so die unsichtbare Grenzlinie zwischen Zivilisation und Natur. Nach zwei Jahren wird das verwilderte Kind 1998 von der Miliz aufgegriffen und ins Heim gesteckt. Ivan Mishukov lebt heute in Moskau. Er gilt als resozialisiert.
In ihrer fiktionalen Hörspiel-Version lässt die britische Autorin Hattie Naylor den jungen Erwachsenen Ivan von heute aus seine Zeit mit den Hunden nacherzählen und nacherleben. Dazwischen montiert sind szenische Rückblenden in russischer Sprache. So entsteht in einem Spannungsfeld aus Distanz und Direktheit das Bild eines modernen, weder mythisch überhöhten noch romantisch verklärten Wolfskindes.
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