Nathalie Sarraute, die große französische Autorin, erinnert sich an ihre Kindheit. Sie tut es mit großer Vorsicht und Behutsamkeit, zieht winzige Szenen, feingezeichnete Einzelbilder aus der "Watte der Erinnerung". Die Stationen Geburt und allererste Kindheit in Russland, die Trennung ihrer Eltern, als sie zwei Jahre alt war, Reisen von Russland in die Schweiz und nach Frankreich, das endgültige Leben in Paris, beim Vater, der das zaristische Russland aus politischen Gründen hatte verlassen müssen. Und gleichlaufend mit diesen äußeren Ereignissen die Erinnerungen an Rohheiten und Unbarmherzigkeiten, an die Schmerzen der Einsamkeit, an die Trauer, als die zweite Frau des Vaters eine Stiefschwester zur Welt bringt.
Nathalie Sarraute, geb. 1900 als Natascha Cerniak in Iwanowo/Russland, gest. 1999 in Paris, französische Schriftstellerin und Theoretikerin des nouveau roman. Werke, u. v. a. Bildnis eines Unbekannten (Roman 1948). Hörspiel-Adaptionen, u. v. a. Sie ist da (WDR 1978), Ouvrez/Aufmachen (SWR 2000). Auszeichnungen, u. v. a. Prix international de littérature (1964), Grand prix national des lettres (1982).
Ursendung: 12.06.1987
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