Eine Reise wird zum Anlaß tastender Erinnerungsbemühungen und zögerlicher Zukunftsentwürfe. Die Schriftstellerin - im Mittelpunkt des äußerst dichten Textes - schiebt die beiden Männer, Julian und Lerch, denen sie bei aller Unterschiedlichkeit doch gleich nahe ist, beinahe fugenlos ineinander, um dann doch wieder auf der Trennung zu beharren. Die ´äußere´ Reise gerät in den Hintergrund - die ´innere´ Reise führt in einen Erinnerungsabgrund, das Nicht-vergessen-Können überschattet jeden Gegenwartsmoment, "bis wir alle endlich unser Ziel erreicht haben werden, nämlich Meister des Vergessens geworden sind und allesamt Meister der Erinnerungslosigkeit geworden sind und jenen endgültigsten aller endgültigen Zustände erreicht haben werden, also den endgültigsten Grad unseres endgültigsten Zerfalles." (Friederike Mayröcker)
Friederike Mayröcker, geb. 1924 in Wien, Schriftstellerin. Lyrik, Prosa, Erzählungen, Hörspiele, Kinderbücher und Bühnentexte. Preise, u. v. a. Hörspielpreis der Kriegsblinden (1968, zusammen mit Ernst Jandl), Friedrich- Hölderlin-Preis (1993) und Karl-Sczuka-Preis (2001). BR-Produktionen, u. v. a. Lection (1991), Obsession (1993), Die Hochzeit der Hüte (1995), "will nicht mehr weiden" – Requiem für Ernst Jandl (mit ORF, 2001). Mayröcker starb im Juni 2021.
🔥 Hörspiel des Monats Juli 1991
Ursendung: 11.07.1991
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