Wie und warum wird ´Vergangenheit´ mit welchen Folgen verdrängt, erinnert und/oder funktional aufbereitet? Im Rahmen einer therapeutischen oder wissenschaftlichen Gesprächssituation nehmen Tone Lebonja und Mara Kogoj zu Protokoll, was Ludwig Pflügler - als deutschnational organisierter Kärntner ´Heimattreuer´ besonders umtriebig im volkstümlich stilisierten ´Abwehrkampf´ gegen die Gleichberechtigungsansprüche der slowenischen Minderheit im Bundesland - aus seinem Leben zu berichten hat. Einmal mehr sind sie gezwungen, sich der hegemonialen Ausdeutung dessen auszusetzen, was sowohl Pflügler und die Kärntner-Slowenen Lebonja und Kogoj seit jeher trennt und verbindet als auch die beiden Volksgruppen überindividuell zu einer gespaltenen Einheit aus Mehrheit und Minderheit verschweißt: eine Geschichte der Gewalt und des Misstrauens, der systematischen Ausgrenzung und der erzwungenen Anpassung, der geforderten Anbiederung und der kontinuierlichen Ablehnung. Eine Geschichte zahlloser über Jahrhunderte hinweg tradierter Ängste einerseits, Paranoia andererseits, eine Geschichte nicht zuletzt, die wahr sein könnte, aber kaum je mehr als funktionalisierte Mythologie gewesen ist.
Beginnt Kogoj sich kategorisch verweigernd wegzuhören, sobald sich herausstellt, mit wem die beiden Interviewer es in Pflügler zu tun haben, lässt Lebonja ihn, fasziniert und abgestoßen zugleich, ohne jeden Einwand sprechen. Er hört zu und gibt Pflüglers apodiktischen Wahrheitsverkündungen ohne ein einziges Widerwort oder nur das geringste Bedürfnis einer Korrektur sogar noch zusätzlichen Raum zur Entfaltung - bis Pflügler ihn auf seine Seite gezerrt zu haben glaubt. Dass es soweit noch nicht gekommen sein kann, daran glaubt Mara Kogoj bis zuletzt.
Basierend auf Kevin Vennemanns zweitem Roman ´Mara Kogoj´ setzt die gleichnamige auszugsweise Hörspielumsetzung da an, wo der erste Roman ´Nahe Jedenew´ aufgehört hat.
Ursendung: 25.05.2007
Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 02.10.2024
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